Warum VPG Sport

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Hiermit will ich beschreiben, warum ich VPG Sport mache und warum das so wichtig ist.

Ich versuche bewusst nicht in der „Hundesportlersprache“ zu schreiben, oder fachkundig zu beweisen oder wissenschaftlich zu begründen, sondern so wie ich es damals empfunden habe.

Hunde und Pferdesport sind die einzigen Sportarten, die wir Menschen mit einem Tier gemeinsam ausüben. Eine fantastische Angelegenheit!!!

Es gibt unterschiedliche Arten von Menschen, den einen sind diese Sportarten egal, die anderen betrieben diesen Sport, die nächsten sind skeptisch aber interessiert, wieder andere lehnen diese Sportarten generell ab, oft ohne zu wissen, was sie da genau ablehnen.

Auf beiden Seiten gibt es die Extremen und die schwarzen Schafe, für diese Leute sind diese Zeilen nicht bestimmt, wenn diese Menschen Feindbilder brauchen, werde ich Sie nicht ändern.

Den Menschen aber, die interessiert sind, skeptisch sind oder gar Angst vor diesen Sportarten haben, für die sind diese Zeilen gedacht.

Im Reit- wie auch im Hundesport gibt es verschiedene Arten der Spezialisierung, Springen, Dressur, Voltigieren, Fahren, Vielseitigkeitsreiten… Im Hundesport gibt es unter anderem, Breitensport, Agility, Rettunghundesport und VPG (früher Schutzhundesport).

Jede Sportart birgt ein Risiko und bringt gewisse Gefahren mit sich, Skisport, Fußball, Judo, Boxen, Geräteturnen so auch der Sport mit dem Tier. Aufgrund dieser besonderen Konstellation der Sportpartner, gibt es genaue Reglements, Richtlinien und Prüfungsordnungen, die die Ausbildung und den Wettkampfablauf genau regeln, genau wie in jedem andern Sport.

Es gibt Ausbildungswarte, Richter, Helfer, Züchter, jeder der dieses Amt ausüben will, muss sich Fortbildungsseminaren und Sachprüfungen unterziehen, bevor sie Verantwortung in den ansässigen Ort/Trainingsgruppen übernehmen kann. So wird eine sachkundige Ausbildung der Hundesportler und der richtige Umgang mit dem Tier sichergestellt.

Ueberfall vorne

Die Ausbildung der Hunde hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt, in der heutigen Zeit, wird das Tier mit seinen eignen Verhalten und Instinkten, als Teampartner und Begleiter des Menschen erkannt. Das hat den wirklich positiven Effekt, dass man Ausbildung besser erklären kann, besser umsetzen kann und vor allem dem Tier besser vermitteln kann.

Auf diesem Weg ist mir bewusst geworden, dass wir eine Spezies in unsere Welt geholt haben, die eigentlich als Jäger oder beim Pferd als Fluchttier in einer ganz anderen Welt lebt und zufrieden ist. Sie sind zwangsläufig in einer Welt, zu Gast, die sie nie wirklich verstehen werden.

Sicherung

Wir betreiben Sport mit einem Tier, das unsere Sprache nie sprechen wird!

So sehe ich es als Aufgabe, mich mit seiner Sprache zu beschäftigen, mit seinen Bedürfnissen auseinander zusetzen, seine Instinkte und Reizwahrnehmung zu verstehen und zu kanalisieren.

Ich muss meinen Sportpartner als Tier wahrnehmen und ihn für meine Welt erziehen und führen.

Hunde, wie Pferde sind in ihrem Rudel oder Herde sehr sozial, ihre Genetik und ihre Instinkte verleihen ihnen die Kraft, ohne uns zu leben und überleben, denn ihre Welt ist einfach und klar strukturiert.

So ein Tier in unsere vielschichtige Emotion und reizüberflutete Welt zu bringen birgt eine Gefahr für die „gegenseitige“ Unversehrtheit. Ich glaube, das ist vielen Hundehaltern nicht bewusst, wie sonst soll ich die Vermenschlichung und die anti autoritäre Haltung vieler Hunde, ohne Aufgaben oder Rangordnung verstehen??

Sina1

Meine Oma sagte mal zu mir „Menschen, die gut mit Tieren umgehen können, sind auf dem Weg, ein Stück weit, ein besserer Mensch zu werden“ sie fragte mich, als ich weinend mit einem blutigen Finger nach Hause kam:

Kennt der Hund dich?

Hast du den Hund geärgert?

War er an der Kette, auf seinem Grundstück?

Hat er geknurrt?

Ist er zurückgegangen?

Hast du wild mit ihm gespielt, Hunde haben keine Hände nur Zähne!!

Sie fragte mich NICHT:

War es ein Schäferhund?

War er groß und schwarz?

War er böse?

War es Hündin oder Rüde?

War es ein VPG Hund?

Hast du die Adresse des Besitzers?

Allein an diesen unterschiedlichen Fragen, erkennt man sehr genau, wer der Schuldige bei den meisten Beißunfällen ist!

( Ich bekam übrigens einen ordentlichen Klatsch auf den Po und eine Standpauke, denn ich hatte einen Fehler gemacht, nicht der Hund!)

Beute belasten kontern Schutzdienst1

Mich haben verschiedene Hunde in meinem Leben begleitet, bevor ich mich entschloss, VPG Sport zu machen. Es waren tolle Hunde, die mich einfach in meinem Leben begleiten sollten, was mir nicht bewusst war,… ohne eine Aufgabe, die Ihren Bedürfnissen entsprach. Ich dachte spazieren gehen, wildes Toben auf der Wiese und Sofa liegen….pff

Alle haben sich ein Beschäftigung gesucht, die ich mehr oder weniger als angenehm empfand. Der eine baute seinen Jagdtrieb extrem aus, der andere hütete die Pferde auf der Wiese, einer war mein zweiter Schatten und forderte ständig meine Aufmerksamkeit und „liebte“ Jogger und Fahrradfahrer. Meine Sanktionen waren fruchtlos, waren es doch nur Signale, eines Tieres, dessen Potenzial brach lag.

So suchte ich einen Weg, meinem Hund einem Jäger, mit all seiner Energie ein Beschäftigungsfeld zu geben.

Was macht ein Jäger?... Er lauert, er hetzt, er schlägt Beute, kämpft um seine Beute, verteidigt die Beute, sucht Fährten, vergewissert sich der verschiedenen Spuren, lebt im Rudel ordnet sich ein und auch unter, übernimmt soziale Aufgaben im Rudel vom Späher bis zum Babysitter, verteidigt sein Rudel gegen Feinde und bewacht sein Revier.

Wenn man die Aufgaben betrachtet, merkt man das, das alles mit Selbtbewußtsein, klarem Wesen, Souveränität, Konfliktbewältigung und sozialer Aggression zu tun hat. Das alles in meiner Welt ohne Gefahr und Risiko, wohl kaum!

Ich schaute mir nun die Arbeit eines VPG Sporthundes an, skeptisch war ich schon, sah ich doch Hundeanhänger mit mehren Hunden, die jeden Spaziergänger lautstark anzeigen. Ich schaute mir eine Fährtenarbeit an, gefiel mir, ja der Hund konnte beeindruckend seine Nasenleistung zeigen, Motivation gab es genug, Futter und ein Ball, wofür sich das Suchen lohnt.

Dann die Unterordnung mit Folgeübungen, Springen und Apportübungen, Bleib und Schickübungen, gehen durch eine Menschengruppe und mit Ablenkung durch Geräusche. Ja gefiel mir, konnte ich doch sehn das sich Hunde freudig unterordnen und Kommandos auch unter Ablenkung ausführen konnten, auch da gab es Futter oder Ball zu Belohnung, ja die Bezahlung muss stimmen ;-))

Beute Ruhe Schutzdienst2

Nun kam der „berüchtigte“ Schutzdienst, ICH war entsetzt, da zog sich ein „mutiger“ Mann einen Anzug an und hatte an seinem rechten Arm eine riesige Jutemanschette, ah dachte ich, stimmt es also doch, die Hunde sollen Menschen beißen!

Bevor nun der Schutzdienst begann, hatt ich vom Ausbildungswart Aufklärung verlangt. …der menschlicher Helfer verhilft der toten Beute zum Leben, aha…der Hund nimmt den Jutearm als Beuteobjekt wahr, welche sich versteckt, flüchtet sich wehrt und die es zu verteidigen gilt…!

Aha das waren die doch die Spezialgebiete meines Partners Hund!!

Ängstlich war ich schon, aber ich durfte mit auf den Platz und mich direkt neben dem Helfer aufhalten…brrr

Was ich bemerkte, das die Luft gespannter war, das Ambiente war impulsiver, Die Hunde aufgeregt und auf jeden Fall auf höchstem Arbeits- und Trieblevel.

Fokus Schutzdienst

Zu Beginn versteckte sich das Objekt der Begierde in einem Versteck, der Hund wusste schon genau, wo der Helfer war, dennoch folgte er den Kommandos und sucht alle anderen Verstecke ab. Gefunden! Dies wurde mit anhaltendem forschem Bellen angezeigt, die Beute steht still, der Hund hatte gelernt, stille oder regungslose Beute zu verbellen und zu bewachen, flüchtet sie oder wehrt sie sich muss der Hund dies verhindern.

Nun nahm der Hundeführer den Hund in die Unterordnung und rief ihn zu sich, er gab dem Helfer Anweisung wohin er sich bewegen soll, auch dies hat de Hund gelernt, bewegt der Helfer sich auf Anweisung seines Führers, ist er passiv und „überwacht“ die Situation.

Der Hund wurde zum Bewachen der Beute abgelegt, plötzlich flüchtet diese, der Hund wurde auf Kommando zur Fluchtverhinderung eingesetzt, geschafft! ein fester ruhiger Griff in die Jute beendet die Flucht nun wehrte sich der Helfer gegen die Vereitelung, und wie macht das ein Mensch?!?!... er schreit und brüllt, wirbelt herum versucht den Hund abzuschütteln und droht ihm, der Hund zeigt sich unbeeindurckt, so das der Helfer aufgab, regungslose Beute, Beute loslassen und bewachen und verbellen bis Hundeführer kommt. Dann kommt noch Transportarbeit mit Helfer und Hundeführer und Hund und eine Flucht auf lange Distanz, die steht oft in der Diskussion, da es aussieht, das der Helfer flüchtet und dann angreift und auch da muss der Hund in höchster Anspannung und Motivation nur auf Kommando den Hundeführeres eingreifen. Aber so etwas ähnliches wie die Flucht auf große Distanz habe ich vor kurzen in einer Dokumentation gesehen ;-))… Löwen jagen im Rudel ein Büffel Kalb, sie haben es gemeinsam geschlagen und die Herde in die Flucht geschlagen und dann nach kurzer Zeit, kehrte die Herde zurück und griff die Löwen an, übrigens mit Erfolg, die Löwen gaben das Kalb frei.

Der VPG Hund verließ allerdings als „Sieger“ den Platz mit gespitzten Ohren und freudigem Rutenspiel trug er den „erkämpften“ Jutearm vom Übungsplatz. Das war das Beste am Trainingtag, da bin ich mir sicher!

Stand by Schutzdienst1

Nach diesem Schutzdienst habe ich die Möglichkeit entdeckt, einem Hund, eine Aufgabe zu geben, die seiner Spezies entspricht und es trotzdem bereit ist unseren Kommandos zu folgen und auszuführen. Diese Hunde waren extrem belastbar was ihre Umwelt betraf und konnten Konflikte und Aufgaben trotz Anspannung und Triebtätigkeit sicher bewältigen.

Das Szenario des Schutzdienstes wie auch die beiden anderen Sparten während einer Prüfung ist strikt festgelegt und wird von qualifizierten Richtern überprüft und bewertet.

Jeder Hund der diese VPG Prüfungen machen soll, muss eine Begleithundeprüfung bestehen, wo der Richter sich hauptsächlich von der Wesensärke und dem Umweltverhalten der Hunde überzeugt, das wird in einem ausgiebigen Verkehrsteil, mit Menschengruppen, anderen Hunde, Autos, Jogger , Radfahrer ungewohnte Umgebung überprüft und bewertet, ist der Hund auffällig, bleibt im der VPG Bereich versagt!!

Ganz wichtig ist mir, das verstanden wird, das das was ich mache SPORT ist, Rettungshundesport erfolgt auch nach festem Reglement und Prüfungsordnungen, beide der VPG Sporthund und der Rettungssporthund unterscheiden sich deutlich von den Dienst- und Einsatzhunden bei Polizei und dem Katastrophenschutz!

Allein schon durch den entscheidenden Unterschied einer „künstlichen“ geschaffenen kontrollierbaren Situation durch eine festgelegte Prüfungsordnung, im Gegensatz zu der Arbeit von Diensthunden, die in realen Situationen arbeiten und retten müssen.

Fuss helfer Bendorf

Ich habe mich zum VPG Sport entschlossen, habe aber die Verantwortung für die Ausbildung nicht allein den Fachleuten in den Trainingsgruppen überlassen, ich bin mitgewachsen durch Fortbildung und die Bereitschaft auf meinen Teampartner Hund einzugehen und einfach mein Gehirn einschalten. Mein Hund hat das Gefühl er bestimmt das Geschehen versteht man Ausbildung doch als – positiv Manipulation;-) Das ist ein sehr anspruchvolle respektvolle Aufgabe für den Hundeführer oder der übrigen Hundebesitzer.

Garbenheim Bellen unscharf

Diese Entscheidung sollte mir in einem für mich leider unglücklichen Zwischenfall wirklich helfen.

 

Urlaub an der See, mein Rüde läuft frei, denn er hört (tja blöde Situationen gibt es immer) unser neuer Welpe ebenfalls, mein Rüde achtet auf uns alle. ist Spieler und Späher zugleich Bewacher, plötzlich taucht ein andere Hund direkt vor uns auf der Düne auf, ohne zu zögern, verteidigt mein Rüde den Welpen und reißt den Hund nieder und zwingt Ihn in die Unterwürfigkeit und hält den Griff,…oh mein Gott der Alptraum, eine Beißerei, beide Hunde waren in höchster Erregung und auch Stress. Ich bin zu den beiden, sah die typischen Gesichter, die für uns Menschen so bedrohlich aussehen. – Prüfungssituation – Meine Kommandos ! Aus“ Fuß und „Platz“, mein Hund hat das SOFORT befolgt.

strand1

Ich bin der festen Überzeugung das das positive Ergebnis meiner Ausbildung und trainierte Konfliktmanagement mit meinem Hund war!!! Meine anderen Hunde waren in Stresssituation oft überfordert und nicht mehr in der Lage, mir zu folgen.

strand

Fazit: keine Verletzung der Hunde, etwas aufgeregte Menschen, bei mir Verlegenheit, da ich einfach nicht aufgepasst habe, ( ja Oma ) Entschuldigungen meinerseits, wieder die Erkenntnis das ich ein Tier, einen Hund einen Jäger in meine Welt gebracht habe und „zähmen“ will.

Ich bin gefordert, so lange ich Tiere halte, sie zu führen und zu achten, mit Ihnen zu leben, nicht Sie mit uns, denn wir haben die Tiere von uns abhängig gemacht.

Deshalb werde ich weiter Hundesport machen, ohne mich dafür zu entschuldigen oder zu rechtfertigen.

Ich lerne sehen, ja ich fange an,

Es geht noch schlecht.

Aber ich will meine Zeit nutzen! (Rainer Maria Rilke)

Claudia Philippi

Beute gewonnen Schutzdienst1

 

 

 

 

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